Friederike_Meltendorf

„... Mit großem Einfühlungsvermögen und Stilsicherheit im Deutschen ist Friederike Meltendorf in der Lage, die klare, zuweilen karge, präzise und lakonische Sprache des Originals wiederzugeben, ohne dabei den wunderbaren Rhythmus, die zarte situative Poesie zu verlieren. Die deutsche Übersetzung trifft die unterschiedlichen Tonlagen der verschiedenen Erzählstränge, Erzählzeiten und Figuren auf exzellente Weise: zum einen die Sinnlichkeit des Mündlichen – Normas Stimme im Radio, ihr anfangs unsicherer Umgang mit dem fremden Kind aus dem Dschungel: zum anderen die Perspektive des Kindes Victor selbst und die brutalen Gewaltszenen im Dschungel.
Keine Stelle ist zu finden, an der man zögerte, weil der deutsche Satz stockte. Friederike Meltendorf trifft nicht nur den Ton der unbändigen Lust Alarcóns am Erzählen. Sie trifft auch ihre Wortwahl sehr sorgsam, so dass keine Assoziationen an die Erzählweisen aufkommen, die sich unserem literarischen Gedächtnis in vielen deutschen Übersetzungen der großen Meister des „lateinamerikanischen Boom“ stereotyp und als ‚typisch lateinamerikanisch’ eingeprägt haben. Auch deshalb ist Friederike Meltendorf – eine der jüngeren unter den deutschen Literaturübersetzern – in der Lage, diesen Debütroman auch als Stimme einer neuen Generation von Autoren zu übersetzen, die zwischen dem lateinamerikanischen Spanisch und dem US-Englischen eine neue literarisch Heimat gefunden haben.“

(aus der Jury-Begründung für den Internationalen Literaturpreis 2009)

(Foto: Fidail Gilmutdinov)